Zu: Simon Melch, Werner Hofmanns Überlegungen zur Wissenschaftssoziologie der Nationalökonomie, aus: Soziologie, 43.Jahrgang, 2014, S.426-449. Das Aufgreifen zeitlich nicht ganz neuer Beiträge soll häufig zur Erinnerung an und Fokussierung von aktuellen, wichtigen und vielleicht vernachlässigten Ansätzen in der Debatte führen. Das scheint auch hier bei Melch der Fall zu sein, der insbesondere die Grenz- nutzentheorie und andere Gleichgewichtsansätze klassischer Wirtschaftslehre gerne gesellschaftstheoretisch gerastert sehen möchte.So findet man es ja bei Hofmann vor.Nicht ganz überzeugt die Originalitätsbehauptung, daß die Wirtschaftsoziologie etwa nicht kritisch sei und übergreifende Aspekte außer acht lasse.Das stimmt so nicht.Es kommt auf die Fragestellung und das aviserte Ziel und den Gegenstand, also das Thema, an.Trennscharf lassen sich Wirtschaftssoziologie und ein Metatheorie der Wirtschaftswissenschaften jedenfalls nicht abgrenzen. Zunächst wird doch die Frage nach dem Erkenntniswert gestellt.Grenznutzen- überlegungen als tagtägliches Handwerkszeug der Wirtschaftswissenschaft stellen Kosten-Nutzen-Überlegungen an, ohne die ein Wirtschaften gar nicht möglich ist.Dieses Gleichgewichtsdenken ist Basis jedes geordneten Rechnungs- wesens.Immanent gesehen, also aus der Denkweise des Ansatzes selbst, können z.B. Grenzen hinausgezogen werden, ändert man Faktoren, die den Nutzen eines Gutes verbessern.Das ist ohne weiteres kritisch, denn es wird nach bestimmten Einflüssen auf die Entwicklung gefragt und anhand von Konstanten und Variablen in der Modellbildung, die gedanklich verändert werden, ist eine Überprüfung möglich.Allerdings ist der Grenznutzen nicht bei jedem Gut und beliebig hinauszuzögern und veränderbar.Das sieht man auf den unterschied- lichen Märkten. Konstruktionen dieser Art sind ganz üblich.Darüberhinaus ist selbstverständlich eine Kritik immer möglich, z.B. weswegen dieses Gut und kein anderes, wer trifft die Entscheidung in der Konkurrenz der Genüsse, wie hoch ist der Nutzen, wer bestimmt den Wert? Mir scheint, daß der Rekurs auf Hofmann dessen zeithistorische Kritik des Wirtschaftens meint und nicht den Grenznutzenansatz.Wertschöpfung und Unternehmertyp gehören nicht in die Fragestellung solcher Überlegungen. Der Determinismusvorwurf hat das Gleichgewichtsdenken im Visier.Das aber ist unwiderlegt.Wenn so nicht alle wirtschaftlichen Vorgänge erklärt werden können, ist das nur normal in der Wissenschaft.